Angedacht!


„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Enden der Erde.“

Apostelgeschichte 1,8


Dr. Andrea GrünhagenLiebe Leserinnen und Leser,

ob die elf Jünger, die eigentlich gerne wissen wollten, wie es nach der Auferstehung Jesu weitergehen sollte und ob nun der Zeitpunkt gekommen sei, „das Reich für Israel wieder aufzurichten“ (Apostelgeschichte 1,6) gleich auf Anhieb verstanden haben, was der Herr ihnen sagen wollte? Einen zeitlichen Fahrplan bekommen sie nicht für die beginnende Reise der Kirche, dafür aber eine maximale Erweiterung der Reiseroute: „Bis an die Enden der Erde.“

Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, entstehen Kreise. Ein Geräusch erzeugt Schallwellen. Eine Explosion zieht eine Druckwelle nach sich. Was zu Pfingsten geschieht, könnte man in solchen Bildern beschreiben. Die Gabe des Heiligen Geistes ist auf Wirkung, Sendung, Ausdehnung angelegt. Aus klein macht er groß, aus verschlossen offen, aus festgelegt unbegrenzt.

Neulich stand ich vor Modellen von Kirchengebäuden, die eine Jugendgruppe gebastelt hatte, um sichtbar werden zu lassen, wie sie sich Kirche auch im übertragenen Sinn vorstellen. Das war bemerkenswert bunt und kreativ. Es gab offene Räume mit Sitzkissen in verschiedenen Farben, Brunnen und Wasserfälle, Wege aus glitzernden Kieselsteinen, verschiedene Blumen und Pflanzen ... Manchen erschien mir ein wenig zu sehr anschlussfähig an übliche zeitgeistige Vorstellungen, aber die Grundidee hatten diese Jugendlichen ganz offensichtlich erfasst. Der Heilige Geist wirkt Lebendigkeit, das ist sein Wesen. Er ist eigentlich nicht unkonkret, wie viele Menschen denken, er wirkt nur völlig unterschiedlich konkret. Versucht man es zu beschreiben, entsteht etwas wie Muster in einem Kaleidoskop. Die Jünger empfangen die Kraft des Heiligen Geistes. Dynamik ist unser Wort dafür und diese Dynamik treibt die Apostel als Missionare bis an die Enden der Erde. Das ist gut, denn sonst hätte das Evangelium uns Christen aus den nichtjüdischen Völkern gar nicht erreicht.

So wahr und so schön dies alles ist, eines gilt es dabei nicht zu vergessen: es ist und bleibt der Geist Jesu, nicht eine beliebige Begeisterung für alles, was schillernd bunt ist. Den Aposteln wird eine gewaltige Kraft anvertraut, aber nicht, damit sie sich gut damit fühlen, sondern, damit sie ihren Herrn bezeugen können. Das ist der Auftrag. Jeder Christ ist ein Zeuge des Evangeliums Man kann sich das vorstellen wie jede Menge verschiedene kleine Kraftwerke, die mit der Kraft des Heiligen Geistes arbeiten. Durch Gottes Wort sind die vielen kleinen Kraftwerke synchronisiert auf Einheit hin.

Denken Sie an diesem Pfingstfest doch mal groß von sich, von ihrer Gemeinde, von ihrer Kirche. Das sind alles so kleine Energieumwandler. Manche fallen zeitweise oder ganz aus, mache überhitzen, manche müssen repariert werden. Aber grundsätzlich sind sie da und bringen etwas Gutes hervor. Wo Sind Sie denn gerade ein Zeuge Jesu?

Ihre Andrea Grünhagen

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